Tausend Lacher für 30 €

Veröffentlicht von Denis Molina Dominguez am

Irgendwann Anfang April 2006 gegen 18:30 Uhr in Ainring Mitterfelden. Genervt von dem Gedanken, bald schon wieder etwas Neues kaufen zu müssen, häufte ich an diesem Tag absichtlich Arbeit an für den 24. April: Den Geburtstag meiner kleinsten Tochter.
»Ich habe sooo viel Arbeit und muss noch etwas erledigen…«, habe ich sogar am Telefon geübt. Das perfekte Alibi, um später nach Hause kommen zu können und so dem Lärm von fremden Kindern in meiner Wohnung zu entkommen.

Der Gedanke – ein neues Geschenk zu erwerben – ließ mich nicht los. Eine neue Akquisition, die schleunigst als Staubfänger irgendwo in der Wohnung enden wird. Ein unbedeutsames Spielzeug, das meine Tochter mit Sicherheit früh genug kaputt in eine  Ecke schmeißen würde. Erneut einen Kauf zu tätigen, um eine Leere aufzufüllen? Nein. Sicher nicht. Diesmal musste es etwas anders sein, etwas mit Stil. Eine frische Idee musste her. Obwohl ich diese Vorstellung von vielen schreienden Kinder in meiner Nähe nicht aus meinem Kopf kriegen konnte,  entschloss ich mich, mich der Verantwortung zu stellen und mich an den Vorbereitungen zu beteiligen.

Meine Frau hatte an eine Party draußen gedacht: Mehr Aufwand. Keine gute Strategie in Anbetracht des Stapels an Arbeit auf meinem Schreibtisch im Büro. Aber was soll’s… man feiert nur einmal im Jahr seinen Geburtstag, ich meine… den Geburtstag seiner Tochter.
»Ja, ok… «, antwortete ich meiner Frau, um weiter in Ruhe den Abend zu genießen. Und tat so, als ob ich alles gehört hätte, was sie danach noch gesagt hatte. Trotz meiner Ablehnung konnte ich wahrnehmen, dass sie vor hatte, eine Kostümparty zu veranstalten. Alarm für meine Synapsen… Kostüme? Das klingt immer nach: Teuer, Stress und viel Geld ausgeben. »Was?« Mein Puls ging wieder hoch.
»Wo sollen wir so viele Kostüme herkriegen? Für was denn?«, meine sofortige Reaktion, um meine Angst wegen den voraussichtlichen Kosten samt den Erinnerungen an die noch kaputte Waschmaschine, deren Reparatur längst fällig war, zu verbergen. Mein Puls wollte nicht runter gehen. Denn das war nicht das einzige Ding in unserer Wohnung, das eine Reparatur dringend nötig hatte.
Dennoch etwas sagte mir, dass das keine schlechte Idee wäre.
»Ok, einverstanden. Eine Kostümparty soll es sein.«, beendete ich das Gespräch. Als ob es meine eigene Idee gewesen wäre. Meine Frau sagte nichts mehr. Sie lächelte mich an und ging in die Küche. Denn sie hatte erreicht, was sie wollte: Die Party würde stattfinden und sie ließ mich in dem Glauben, dass die Idee von mir käme. Zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.

Ein Kubaner in Bayern - Die Frau lenkt

Einladungen wurden verschickt und die Gäste bestätigten ihre Teilnahme auf unterschiedlichste Weise. Aber eine winzige Kleinigkeit hatte meine Frau mir bis zu diesem Zeitpunkt verschwiegen: Die einzige Person, die sich verkleiden würde, sollte ich sein. Wer denn sonst? Als Clown, versteht sich… ja, wie passend.

Ich sollte – umzingelt von zahlreichen schreienden Kindern – auf einer Party als Clown für gute Stimmung sorgen? Kein Problem! Eine gute Gelegenheit meine eingerostete Animateur-Fähigkeiten aufzufrischen und so ein wenig Dampf von der erdrückenden Arbeit abzulassen. Doch der Kauf eines Kostüms kam nicht in Frage. Ich wollte keinen Haufen Geld für etwas bezahlen, dass ich nur einmal benutzen würde. Ok, mein Hochzeitsanzug war die Ausnahme gewesen, aber dem Äquilibrium sei Dank, wurde ich von diesem Dilemma in diesem Leben verschont.

»30 Euro – ein Clown-Kostüm für 2 Tage«, las meine Frau in der Zeitung am Wochenende ein paar Tage später. Ich habe nur einmal hingeschaut und ich war sofort verliebt. Dieses Kostüm war einfach wie für mich genäht. Die Vorstellung, mein wahres Ich als Clown zum Vorschein zu bringen, konnte ich mir nicht entgehen lassen. Falls irgendwelche Ähnlichkeiten mit der Realität spürbar sind, ist das reiner Zufall. An diesem 24. April kam ich früher von der Arbeit nach Hause. Alles sollte schön vorbereitet sein. Der Platz wurde aufgeräumt, die schöne Dekoration angebracht und die Gäste kamen.

Ein Kubaner In Bayern - Die Party Kann Los Gehen

Während der Feier brannte sich ein besonderer Moment für die Ewigkeit in mein Gedächtnis ein: Die begeisterten Gesichter der Kinder, als ich bei einem magischen Auftritt meinen rechten Daumen verschwinden ließ:

Ein Kubaner In Bayern - Daumen Trick

Ein Kubaner In Bayern - Die Clown Party Kann Los Gehen

Oder als sie Rätsel lösten. Es war das tausendfache laute Lachen während sie miteinander spielten. Hand in Hand. Schulter an Schulter. Ohne Mauer des Schweigens. Nur lautstarkes Gelächter voller Freude auf den 15 Quadratmetern Wiese, die uns zur Verfügung standen.

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»Ruhe da unten!!!« hörten wir aus dem höchsten Stockwerk eines der benachbarten grauen Gebäude.

Was…?, dachte ich mir. Ich drehte mich um und konnte nicht glauben, was ich sah…

Tausend Lacher für 30 € (2)

 

 


1 Kommentar

Tausend Lacher für 30 € (2) | Ein Kubaner In Bayern · Mai 10, 2018 um 9:07 am

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