Industrie 4.0, Leben 5.0, Hartz 6.0
10. August 2042 – Irgenwo in Europa. Die stickige Luft füllt den einsamen, dunklen Raum. Die Finsternis, die ihm sein gesamtes Leben begleitet hat, zeigt ihren Höhepunkt. Gerade jetzt, wo sich alle längst aus dem Staub gemacht haben. Er ist der Letzte seiner Art, der sich noch an den alten Traditionen mit beiden Händen festkrallt und die Zukunft noch ablehnt. Die Hoffnung stirbt zuletzt, hieß es immer und so hofft er, dass alles irgendwann wieder wie früher wird. Erneut Arbeit zu finden, seine Familie zurückzuholen, sie alle vernünftig zu ernähren; satt zu kriegen. Ja, viel Zeit ist seitdem vergangen. Seitdem seine Frau an seiner Seite stand und er den Respekt seiner Kinder genoss. Alles war noch in Ordnung und das Leben ging einfacher vorbei – wie in Zeitlupe. Schon damals vor 25 Jahren lautete das Motto: Schneller, besser, weiter, größer und billiger. Das Motto der Automatisierung hat alles kaputt gemacht.
An Weihnachten des Jahres 2017, sah er seine Kinder zum letzten Mal. Doch Anfang 2018 verlor er seinen Job, dann seine Frau mit den Kindern, das Ziel vor Augen und letztendlich doch die Hoffnung. Seitdem hat er im Leben kein Fuß mehr fassen können. Alles hat sich zum Schlechten verändert.
Die Gegend ist unsicher geworden, alle Familien sind in die große, weite Stadt umgezogen, da man hier kaum Arbeit finden kann. Seine Arbeit ist weg. Denn alles wurde automatisiert. Sogar der Straßenverkehr wird von Robotern geregelt, gewartet und am Laufen gehalten. Oder besser gesagt von Roboticaz. So nennen sie sich, diese neue Generation von biomechanischen Blechdosen, die uns Menschen die Arbeit weggenommen haben.
Die Devise war: Streng Dich an und Du wirst es im Leben schaffen. Die langjährigen Anstrengungen als Leiharbeiter haben sich auch nicht gelohnt. Er kann sich an diesen Satz mit den Wörtern Zukunft und Sicherheit noch erinnern. Ein Mitglied seiner Familie hatte es ständig gepredigt: »Du musst einen guten Beruf erlernen, um für Dich und Deine Familie eine sichere Zukunft zu haben.« Zukunft…? Als ob er selbst wusste, was dieses Wort wirklich bedeutet. Bestimmt meinte er mit Zukunft, fünf Mal in der Woche einer Beschäftigung nachzugehen, die man weder mag noch seiner Berufung entspricht. Oder die Arbeitswoche als die Unterbrechung zwischen zwei Wochenenden wahrzunehmen. Um danach irgendwo online Tonnen von gefälschten Bildern an irgendeine virtuelle Mauer zu hängen, um mit seinem langweiligen Leben Leute zu beeindrucken, die man weder kennt, noch mag. Ist das die Ablösung der Qual, seinen Verpflichtungen nachzugehen bis man nicht mehr kann?
Nein, mit Sicherheit hat er das nicht gemeint. Denn alles hat sich anders entwickelt. Alles wurde digitalisiert. Es fing in den 90er Jahren mit diesem Internet an. Jeder lief plötzlich herum, wie ein ferngesteuerter Zombie, dessen Leben auf einen 5,8 Zoll-Bildschirm reduziert wurde. Total, um am Ende irgendwelche selbstgemachten Träume ins Netz zu posten: Eine sinnlose Jagd der Verzweiflung. Dieser Zustand war vorhersehbar. Aber keiner wollte es sehen oder wahrhaben. Alles wurde immer teurer. Jahre lang konnten wir normal Sterblichen aus der Mittelschicht uns immer weniger leisten, bloß keine großen Sprünge machen. „Die Schere zwischen Reichen und Armen wird immer größer“, berichteten alle Zeitungen und Boulevard-Magazine.
Aber kein Politiker hat sich getraut, etwas daran zu ändern. 20 Jahre später, hat das Ganze uns das Genick gebrochen. Diese selbsterfüllende Prophezeiung nahm schnell Gestalt an: Keine Familie, keine Freunde, keine Träume. Nur Maschinen, Roboter und Automatisierung, wohin das Auge reicht. Alles gelaufen. Er öffnet langsam das Fenster, um ein wenig Licht in das Zimmer hineinkommen zu lassen. Ein Blick auf die Straße genügt, um der Wahrheit erneut ins Gesicht zu sehen, überall Maschinen, Maschinen und noch mehr Maschinen. Er schaut nach oben. Nur Wolken. Es sieht nach Regen aus. Schon wieder. Ab nächsten Monat bekommt er den neuen Hartz 6.0 Satz. Sein Leben 5.0 nach der Industrialisierung 4.0 hat soeben angefangen.
Fazit
Ja, Industrie 4.0 (Smart Factory) steht bevor und die Industrialisierung der gesamten Welt ebenso. Durch die Globalisierung und die neuen Arbeitskonstellationen sind wir gezwungen, unsere Denkweise am Arbeitsmarkt umzustellen. Vieles zu überdenken. Niemand weiß genau, was auf uns zukommt. Chancen, aber auch Risiken, verbergen sich hinter den kommenden Jahren. Die Zukunft ist so ungewiss, wie sie immer war. Das ist kein Grund große Angst zu haben oder in Panik zu geraten. Wir müssen uns nur vorbereiten.
Aber wie bereitet man sich auf etwas vor, das man nicht kennt? Wie spezialisierst du Dich an Deinem Arbeitsplatz, um Deine Zukunft zu sichern?
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